Westflügel Sessions

3 Tage Proben, 1 Aufführung!

2015 wurde der Westflügel Leipzig mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet. Das Preisgeld ermöglichte die Produktion der Westflügel Sessions. Das Konzept: 3 Tage Proben, 1 Aufführung! Vier Arbeiten entstanden u.a. mit Miriam Goldschmidt und Anne Tismer.

Westflügel Session #1: Kleist – Unwahrscheinliche Wahrhaftigkeiten

»Drei Geschichten«, sagte ein alter Offizier in einer Gesellschaft, »sind von der Art, daß ich ihnen zwar selbst vollkommenen Glauben beimesse, gleichwohl aber Gefahr liefe, für einen Windbeutel gehalten zu werden, wenn ich sie erzählen wollte. Denn die Leute fordern, als erste Bedingung, von der Wahrheit, daß sie wahrscheinlich sei; und doch ist die Wahrscheinlichkeit, wie die Erfahrung lehrt, nicht immer auf Seiten der Wahrheit.«

Ein Experiment – Heinrich von Kleists ›kleine‹ Texte mit einer Schauspielerin und einem Figurenspieler in Gegenwart des Publikums, alle an einem Tisch zusammengebracht. Aus den Texten schält sich die miniaturisierte Welt, weitgehend unbekannt, lapidar und anekdotisch. Gegenstand der Untersuchung ist die Differenz von Schlag und Finte, unter Beteiligung eines fechtenden Bären, einer Bombenpostmaschine und eines Luftschiffs.

25. November 2015 | 21.00 Uhr

Spiel: Miriam Goldschmidt, Michael Vogel
Regie: Antonia Christl, Hendrik Mannes

Westflügel Session #2: Songs from the graveyard

Der Friedhof, Schauplatz nächtlicher Spukgeschichten oder absurder Tagtäglichkeit, ist ein fruchtbarer Boden (!) für zahlreiche literarische Episoden, Begegnungen, Reflexionen. Nirgends ist die Endlichkeit des Lebens so sichtbar und quasi mit den Füßen zu greifen, wie beim Spaziergang zwischen den Gräbern und angesichts in Stein gemeißelter Namen von Verstorbenen.

An einem Liedprogramm mit Figuren zum Thema Tod, das wie die musikalischen Vorlagen die Endlichkeit betrauert, begrüßt oder auch verlacht, arbeiten der Figurenspieler Michael Vogel und die Musiker/innen Charlotte Wilde und Johannes Frisch immer wieder zwischen Proben und Aufführungen für gemeinsame Inszenierungen wie “Songs for Alice” und “Lear”.

Dem Leipziger Publikum aus “Lear” bekannt ist der Schauspieler Frank Schneider, der für diese Session als Vortragender von Szenen aus Literatur und Drama, die auf Friedhöfen angesiedelt sind, das Ensemble bereichert. Auf blasmusikalischer Seite wird der Abend durch den Trompeter Konrad Schreiter vervollständigt.

Sa, 14. Mai 2016 | 21.00 Uhr

Dramaturgie: Fiona Ebner
Texte: Frank Schneider
Figuren und Gesang: Michael Vogel
Geige und Gitarre: Charlotte Wilde
Kontrabass: Johannes Frisch
Trompete: Konrad Schreiter

Westflügel Session #3: Kleist. Shortcuts. Die Familie Schroffenstein

Da das Ganze nichts als ein Wunsch ist, so hat die Phantasie ihren uneingeschränkten
Spielraum, und darf sich an keine Fessel der Wirklichkeit binden.“ H.v.K.

Die Schauspielerin Anne Tismer und der Figurenspieler Michael Vogel begeben sich für diesen Abend mit dem frühen Werk Heinrich von Kleists an einen Tisch. Zuerst durchstöbern sie die unverfrorenen Briefe Kleists an seine Verlobte Wilhelmine von Zenge und seine Schwester Ulrike von Kleist. Um sich von da aus spielend in Kleists dramatischen Erstling zu stürzen. „Tut mir den Gefallen und leset das Buch nicht. … Es ist eine elende Scharteke.“ – so schrieb Kleist an Ulrike.Gemeinsam lösen sie die komischen, tragischen und unsäglichen Filetstücke aus der „Familie Schroffenstein“ heraus.

Mit. 24. Aug 2016

Regie: Antonia Christl, Hendrik Mannes
Spiel: Anne Tismer und Michael Vogel

Westflügel Session #4:  Shortcuts. Penthesilea. Heinrich v. Kleist

»Den Schritt nicht vorwärts mehr, nicht rückwärts wagt;/Der Weiber Angstgeschrei durchkreischt die Luft:/Stürzt sie urplötzlich, Roß und Reuterin,/Von los sich lösendem Gestein umprasselt,/Als ob sie in den Orkus führe, schmetternd/Bis an des Felsens tiefsten Fuß zurück,/Und bricht den Hals sich nicht und lernt auch nichts:/Sie rafft sich bloß zu neuem Klimmen auf.«

Dieser Abend ist eine Begegnung zwischen der Tänzerin Marina Tenório und dem Figurenspieler Michael Vogel und eine Annäherung an Kleists Werk jenseits der Sprache. Ein Versuch, das Unaussprechliche darin durch eine andere Form, aus Körper, aus Raum zu fassen. Gemeinsam widmen sie sich einem der zentralen Motive aus »Penthesilea«: dem Augenblick des Stürzens, des Fallens.

Mit. 18. Januar 2017

Regie: Hendrik Mannes
Regiemitarbeit und Dramaturgie: Antonia Christl
Figuren, Spiel: Michael Vogel
Tanz: Marina Tenório

(Fotos Thilo Neubacher, ?)

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